Unter dem Motto „Tschüss Repression! – Hallo gemeinschaftlicher Widerstand!“ organisiert die Gruppe Carambola in Berlin am 9. Januar eine Kundgebung um 14 Uhr am Rondell am Marianneplatz in Berlin-Kreuzberg. Hier der Aufruf:
Tschüss Repression! – Hallo gemeinschaftlicher Widerstand!
2020 war ein scheiß Jahr. Wir mussten lernen, mit einer weltweiten Pandemie umzugehen, um uns und andere nicht zu gefährden. Zusammen Essen, Bierchen trinken, abhängen, quatschen, uns kennenlernen, Pläne planen, alles was uns lieb und wichtig ist, geht jetzt erstmal nicht mehr einfach so. Konzerte wurden abgesagt oder in den Bildschirm verlegt. Die Soliparty für Repressionskosten wurde zum Füßewackeln am WG-Küchentisch.
Als wäre das noch nicht genug gewesen, rollt seit letztem Jahr auch eine Repressionswelle, wie wir sie schon lange nicht mehr gesehen haben. Die Repressionsbehörden ermitteln bundesweit in mehreren 129er-Verfahren wegen Bildung angeblich krimineller Vereinigungungen gegen Menschen, die sich gegen steigende Mieten und rechte Gewalt eingesetzt haben sollen. Beides ist mehr als notwendig, wie zum einen die Skandale um rechte Umtriebe in Polizei und Bundeswehr und die Aktivitäten der Rechten auf Schwurbler-Demos gezeigt haben und zum anderen wird uns zunehmend der Raum eng gemacht, in denen wir ein selbstbestimmtes Leben leben können. Dass das Methode hat, haben die Räumungen von Syndikat und der Liebig34 gezeigt. Dafür wurden ganze Kieze in einen Ausnahmezustand versetzt und mit einer Polizeiarmada durchgesetzt. Aber nicht nur da: Auch im Hambi und im Danni zeigten die Repressionsbehörden mit massiver Gewalt, was passiert, wenn sich Menschen dafür einsetzen, dass auf unserem Planeten ein lebenswertes Klima herrscht.
Die Repressionsbehörden wollen ein Klima der Angst schaffen. Angst davor, auf Demos zu gehen, die eigene Meinung zu sagen, einzufordern mitzureden, sich zusammenzutun, wenn es darum geht, wie das gute Leben für alle aussehen könnte. Wie verschiedene Demos letztes Jahr gezeigt haben, auf denen Teilnehmende in Massen eingefahren wurden, sollen wir es einfach lassen. Nicht mehr laut und unbequem sein, nicht mehr aufstehen, wenn Faschomobs durch die Straßen ziehen, Nachbar*innen zwangsgeräumt werden, Krieg geführt wird, immer mehr Soldat*innen in der Mitte der Gesellschaft Stellung beziehen oder unsere Umwelt zerstört wird.
Die Drohung, mit der sie uns Angst machen, sind heftige Verfahren, an deren Ende hohe Geldstrafen oder sogar Knast steht. Dass das keine leeren Drohungen sind, haben uns die Repressionsbehörden auch letztes Jahr deutlich gemacht. Einige sind zu hohen Haftstrafen verurteilt worden, mehrere sitzen in U-Haft. Sich wieder mehr mit den möglichen Konsequenzen unseres Handelns auseinanderzusetzen ist auch etwas, das wir letztes Jahr gelernt haben. Wir wissen schon lange, dass das System Knast als Kind schon scheiße war. Knäste waren schon immer dafür da, abzuschrecken, das Rad der Herrschaft am Laufen zu halten und nicht dafür, eine Gesellschaft für alle zu ermöglichen. Deshalb ist eine Gesellschaft, die Knäste baut, nicht die unsrige.
Seit Dezember läuft auch ein erstes Teilverfahren, in dem fünf Menschen in Hamburg vor Gericht stehen, von dem insgesamt über 80 Menschen betroffen sind. Ihnen wird nicht mehr vorgeworfen, als an einer Demo während des G20 in Hamburg teilgenommen zu haben. Die Demo wurde von der Polizei am Rondenbarg brutal zerschlagen. Dafür droht ihnen Knast. Eine Verurteilung würde aber noch viel mehr bedeuten: Wenn wir auf eine Demo gehen und sagen, was uns nicht passt, zeigen, dass es auch anders geht, dann müssen wir damit rechnen, dafür kräftig auf die Mütze zu kriegen.
Aber das werden wir nicht zulassen. Unsere Solidarität ist stärker als ihre Repression. Keine*r wird allein gelassen, denn getroffen hat es einzelne, gemeint sind wir alle. Unser gemeinschaftlicher Widerstand wird weitergehen!
Deshalb laden wir euch ein, zur Kundgebung zu kommen. Wir wollen zurückblicken auf die Repressionsfälle des letzten Jahres und zeigen, dass niemensch allein gelassen wird. Außerdem wollen wir nach vorne blicken, zeigen, dass mit uns zu rechnen ist, dass wir Ideen haben, wie das gute Leben für alle aussehen könnte, dass wir nicht zurückschrecken, auch wenn das Klima rauer wird.
Lasst uns bei der Kundgebung bei viel Musik und warmen Getränken zusammenkommen und uns kennenlernen. Und auch feiern, dass dieses Jahr ein besseres wird. Eine Gemeinschaft auf Augenhöhe ist das beste Mittel, um gemeinschaftlichen Widerstand gegen ihre Repression zu leisten und mit der Pandemie umzugehen. Deshalb wollen wir auf der Kundgebung aufeinander aufpassen, Mund-Nase-Schutz tragen und Abstand halten. Aber nicht voneinander, sondern füreinander*!*
Kommt vorbei und macht was draus:
Samstag, 09.01.2021, 14 Uhr am Rondell am Marianneplatz in Kreuzberg